Gedanken zur Zeit

Inzwischen sind schon wieder ein paar Tage ins Neue Jahr gegangen. Die Vorsätze, die ich mir zum Jahresanfang vorgenommen hatte, habe ich mal wieder nicht alle bisher so recht einhalten und umsetzen können. Geht es nur mir so? Oder haben auch andere ähnliche Schwierigkeiten damit? Jedenfalls arbeite ich weiter daran und versuche auch in diesem Jahr meinen Mitmenschen aufmerksam, offen, freundlich und ehrlich gegenüber zu treten und möglichst positiv zu denken.

Das ist allerdings nicht so einfach, wenn ich an die Ereignisse in den letzten Tagen denke. Und nur wegen einer Karikatur! Die Terroranschläge durch drei ideologisch fehlgeleitete Islamisten auf die Redaktion Charlie Hebdo am 7. Januar mit 9 ermordeten Journalisten, 3 Polizisten und am 9. Januar auf einen jüdischen Supermarkt mit 5 ermordeten Bürgern in Paris hat mich sehr betroffen. Probleme mit Gewalt zu lösen ist schon immer ein schlechter Weg gewesen und zu töten ist erst recht falsch. Es löst oftmals wieder Gewalt aus.

In diesem Fall aber nicht. Da haben sich hunderttausendfach Menschen einschließlich vieler Politiker am Sonntag, den 11. Januar, zu einer friedlichen Trauerveranstaltung und Demonstration für die Pressefreiheit, Glaubensfreiheit und die Freiheit jedes einzelnen Menschen in Paris und in vielen Städten Frankreichs, sowie in anderen Städten und Ländern, ja, in der ganzen Welt eingefunden.

Es ist schon traurig, dass immer wieder Menschen glauben, mit Gewalt ihre vermeintlich richtigen Ansichten und Ziele den Mitmenschen aufzudrängen. Anstatt durch das Wort und gut geführte Diskussionen miteinander zu mindestens für alle Seiten befriedigende Ergebnisse zu kommen, wird oftmals durch Egoismus, Starrsinn, übertriebene Lautstärke durch die Stimme und verfremdeter Argumentation versucht, den bzw. die beteiligten Gesprächspartner von seiner Meinung zu überzeugen. Ist es da nicht auch mal wichtig bei Meinungsaustauschen, beiderseits zu versuchen, sich in den anderen zu versetzen, seine Meinung von seinem Standpunkt aus zu prüfen, abzuwägen und dadurch zu einer gemeinsamen, intelligenten und vernünftigen Erkenntnis und Lösung zu kommen? Wie schnell bilden sich bei uns Vorurteile. Wenn wir aber ein vernünftiges, aufmerksames und offenes Gespräch mit unseren Mitmenschen führen, kommen sie nun aus unserem oder einem anderen Kulturkreis, so können wir sicherlich so manche Vorurteile abbauen. Allein das Wort „Vorurteil“ beinhaltet ja schon von vornherein jemanden im voraus zu verurteilen, ohne ihn und die Hintergründe zu kennen. Also sollten wir ohne Vorurteile aufeinander zu gehen, um einander besser kennen und verstehen zu lernen.

Ich muss zugeben, es ist nicht immer leicht. Auch ich muss wieder und wieder meine Gedanken und Worte überprüfen, ob ich damit auch richtig liege oder vielleicht doch noch etwas verbessern kann. Manchmal sind Worte ohne Nachdenken sehr schnell verletzend ausgesprochen, und hinterher bereue ich es. Da kann nur noch eine Entschuldigung weiter helfen, und ich kann nur hoffen, dass sie dann auch angenommen wird.

Leider hat das neue Jahr mal wieder erschreckend begonnen. Aber wenn wir alle zueinander stehen, einander achten, freundlich, höflich und etwas toleranter miteinander umgehen, so könnte das neue Jahr für alle doch noch schön und glücklich werden und wir alle friedlich miteinander leben.

Diederich B. Magnussen